Zirkeltraining – oder: „Die Überlebenden zählen“

Sach ma …, warum war Zirkeltraining der heimliche Horror im Sportunterricht?

Zirkeltraining – allein das Wort klingt schon wie eine Mischung aus Fitnessstudio und Straflager. Es war der Moment im Sportunterricht, in dem alle Schüler kurz innehielten und hofften, dass der Lehrer vielleicht doch etwas anderes vorhatte. Doch nein, Zirkeltraining war ein festes Ritual, ein Marathon aus schweißtreibenden Stationen, bei dem Du Dich fragte: „Warum? Wofür? Und wann ist das vorbei?“ Also schnür die Turnschuhe, denn wir machen eine Runde durch die nostalgische Folter des Zirkeltrainings der 70er und 80er!

Die Ankündigung: Ein Schock für die Nerven

„Heute machen wir Zirkeltraining“, sagte der Sportlehrer, als hätte er gerade verkündet, dass es Freibier gibt. Die Klasse reagierte unterschiedlich. Die sportlichen Schüler freuten sich, die anderen dachten an Fluchtpläne. Ein paar Mutige fragten: „Müssen wir wirklich?“ – was nur ein „Ja, und mit vollem Einsatz!“ zur Folge hatte.

Und dann kam die Erklärung: „Es gibt zehn Stationen. Ihr macht jede Station zwei Minuten, dann wechselt ihr. Kein Rumgetrödel!“ Zwei Minuten klangen harmlos – bis Du bei der dritten Liegestütze das Gefühl hattest, Dein Leben würde an Dir vorbeiziehen.

Die Stationen: Von harmlos bis sadistisch

Der Zirkel war eine Ansammlung von Übungen, die sich der Lehrer entweder ausgedacht hatte oder die direkt aus einem Handbuch für römische Gladiatoren stammten. Hier ein typischer Ablauf:

  1. Seilspringen: Klingt nett, oder? Nicht, wenn Du 120 Mal in zwei Minuten springen musst. Nach einer Minute hattest Du das Gefühl, Dein Herz würde Samba tanzen.
  2. Liegestütze: Der Klassiker. Nach fünf sauberen Liegestützen fing jeder an, mit dem Boden zu verhandeln: „Kannst Du nicht einfach näher kommen?“
  3. Klimmzüge: Der Albtraum aller, die keine Armmuskeln hatten. Der Lehrer stand daneben und rief: „Noch einer! Komm, noch einer!“ – während Du bereits nach dem ersten völlig erledigt warst.
  4. Sit-ups: Zwei Minuten lang Aufstehen und Hinlegen. Am Ende wusstest Du nicht mehr, ob Deine Bauchmuskeln brennen oder einfach nur beleidigt waren.
  5. Bankhüpfen: Du springst über eine Turnbank. Klingt einfach, aber nach dem zehnten Sprung fragst Du Dich, warum die Bank immer höher wird.
  6. Hampelmänner: Der Moment, in dem sich Deine Arme und Beine synchron weigerten, zusammenzuarbeiten.
  7. Medizinball werfen: Der Ball wog gefühlt 50 Kilo, und der Lehrer forderte: „Höher! Weiter!“ Klar, und danach noch einen Kaffee?
  8. Bockspringen: Der Sportkamerad, über den Du springen solltest, schien immer ein bisschen größer zu sein als beim letzten Mal.
  9. Balancieren: Irgendwas mit einer Holzstange oder einem Seil. Nach den anderen Stationen war es eine Art „aktive Erholung“.
  10. Sprint auf Zeit: Am Ende des Zirkels noch einmal Vollgas geben? Eine böse Ironie des Lebens.

Der Lehrer: Drillmeister oder Motivator?

Der Sportlehrer war der Chef des Zirkels. Mit Stoppuhr und Trillerpfeife bewaffnet, kontrollierte er jede Station. „Höher! Schneller! Mehr!“ waren seine Standard-Kommandos. Sein Lieblingssatz: „Du kannst mehr, ich seh’s!“ (Konnte ich nicht, aber danke fürs Vertrauen, Herr Becker.)

Besonders gemein: Der Lehrer selbst machte nie mit. Stattdessen stand er am Rand, verschränkte die Arme und sah zu, wie wir uns abstrampelten. Manchmal lächelte er. Wir vermuteten, das war Schadenfreude.

Die Pausen: Ein Hauch von Hoffnung

Die Wechselpausen waren die einzige Erlösung. 30 Sekunden, um Luft zu holen und zum nächsten Foltergerät zu laufen. Die sportlichen Schüler joggten zur nächsten Station, die anderen schleppten sich wie Marathonläufer kurz vor dem Ziel. Und immer der Druck: „Keine Zeit verlieren!“

Das Ende: Die Überlebenden zählen

Nach der letzten Station gab es einen Moment der Stille. Alle lagen auf dem Boden, außer die Sportskanonen, die noch genug Energie hatten, um zu grinsen. Der Lehrer klatschte in die Hände: „Gut gemacht! Na, war doch gar nicht so schlimm!“ (Doch, war es. Sehr sogar.)

Manchmal gab es auch einen kleinen Wettkampf: Wer schafft die meisten Liegestütze? Wer springt am weitesten? Die Gewinner bekamen ein anerkennendes Nicken, die anderen bekamen Muskelkater.

Der Muskelkater: Der wahre Feind

Am nächsten Tag spürtest Du jeden Muskel, von dem Du nicht einmal wusstest, dass er existiert. Sitzen, Treppensteigen, sogar Lachen tat weh. „Das ist der Fortschritt!“, hätte der Sportlehrer gesagt. Wir nannten es einfach: Qual.

Zurück zum Seilspringen

Und jetzt erinnere Dich an die erste Station, das Seilspringen. Dieser unscheinbare Anfang, der immer so harmlos schien. Es war das Symbol für das Zirkeltraining: harmlos aussehend, aber gnadenlos anstrengend. Doch es zeigte uns auch, dass wir mehr schaffen konnten, als wir dachten – zumindest, wenn der Lehrer danebenstand und „Los!“ rief.

Zirkeltraining war wie das Leben selbst: anstrengend, manchmal unfair, aber immer eine Lektion in Durchhaltevermögen. 💪🏅

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